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HOUSEPOOL  Magazine
Ausgabe 18 (April/Mai 1998)


Word Up - Kommentar


Von Carsten Marmulla

Mut zum Risiko ?

Nein, wo kämen wir denn da hin. Also  das  geht  nun  wirklich  nicht,
schließlich  haben wir alle einen Job zu verlieren. Nicht auszudenken,
was passieren könnte, wenn ich da nicht massentaugliche Entscheidungen
treffen  würde.  So, oder zumindestens so ähnlich muß es momentan wohl
bei den meisten inländischen  Labels,  Record-Companies,  Majors  oder
auch Musikverlagen hinter den Kulissen ablaufen.

Aus  Existenzangst  getrieben  setzen  fast  alle  lediglich  auf  die
Mainstream-Schiene,  das  sichere  Pferd  im  Stall,  lieber das schon
1000mal recyclete Thema nochmals aufgreifen,  lieber  auch  dem  alten
Trend  nochmal  hinterherschwimmen,  lieber  als  Kommerz  verschrieen
werden, als es zu wagen, etwas neues zu wagen, ein Risiko  einzugehen,
oder  gar  auf  frische  innovative  Ideen zu setzen. Momentan regiert
Angst und Panik innerhalb der Musikindustrie, Angst zu  Versagen  oder
die  falsche  Entscheidung  zu  treffen  und Panik vor dem Verlust des
Arbeitsplatzes oder gar vor dem Aus des  ganzen  Unternehmens.  Jedoch
sieht  leider  dabei  keiner,  das  wir  genau  darauf  zusteuern, nur
lediglich auf Raten, denn  die  vermeintlich  sicheren  Entscheidungen
ziehen  der  Musikszene  langsam aber sicher den Boden unter den Füßen
weg - ein recht grausames Verhalten,  in  etwa  vergleichbar  mit  dem
langsamen  und  qualvollen  Tod einer bei lebendigem Leib geschlateten
(goldenen) Kuh. Als ebensolche  darf  sich  jeder  anspruchsvolle  und
innovative  Künstler  momentan fühlen, denn gerade für diejenigen, die
der  jetzt  eintönigen  und   ideenlos   gewordenen   Musikmaschinerie
House/Techno  jetzt frischen Wind in die Segel blasen könnten, bleiben
außen vor, bekommen erst gar  keine  Chance  ihr  Material  bei  einem
größeren Publikum zu testen. Sicherlich besteht immer die Möglichkeit,
daß sowas total floppt, aber es erst gar nicht zu versuchen  ist  doch
garantiert  ein Flop. Selbst altdeutsche Weisheiten sagten schon: "Wer
nicht wagt, der nicht gewinnt !" Statt also zu wagen,  wird  zwanghaft
versucht,  alles  was  massentauglich oder auch gerade in ist, schnell
noch zu veröffentlichen und in bares Geld umzusetzen. Wer wird denn da
an   Ausverkauf   denken   ?   Nein,   werden   sie   sagen,  das  ist
Investitionskapital  -  sicher  nur  für  wen  und  für  was.   Selbst
Optimisten dürften nicht mehr glauben, daß es House und Techno zu gute
kommt - viel mehr wird  langsam  aber  sicher  umgesattelt,  das  neue
Gewinnerpferd  HipHop  ist  bei der Massenkompatibilität schon auf der
Überholspur und uns bleibt da wohl nur der Weg zum Pferdemetzger.  Ein
trauriges  Ende  - und auch ein unnötiges, denn es gibt noch reichlich
Innovation da draußen, man muß sie nur sehen und fördern -  ein  wenig
Mut vorausgesetzt.

In diesem Sinne,
								  (cm)
	
 



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